Das Insektensterben ist in aller Munde. Die Ursachen sind vielfältig und lassen sich nicht schnell beheben. Aber jeder von uns kann einen positiven Beitrag leisten und Insekten helfen. Hier kommen leicht umsetzbare Tipps.
In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Biomasse der Fluginsekten um über 75% verringert. D.h. es hat nicht nur die Anzahl der Tiere jeder Art abgenommen, sondern auch die Zahl der Arten insgesamt. Dieser Schwund ist dramatisch, denn Insekten übernehmen nicht nur eine wichtige Aufgabe in der Nahrungskette. Sie übernehmen auch die Bestäubung. Und ohne Bestäubung gibt es keine Ernte von Obst und Gemüse. Wir können also nicht warten, sondern sollten selber aktiv Insekten helfen.
80% aller heimischen Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Dabei ist die Honigbiene nicht der einzige Bestäuber. 25-50% der Bestäubung wird von anderen Insekten wie Käfer, Hummel, Ameisen, Florfliegen, Wespen oder Wildbienen übernommen. Aber nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht werden die Pflanzen bestäubt. Hier spielen die nachtaktiven Insekten wie Käfer, Fliegen oder Falter eine große Rolle.
1. Tipp: Bioprodukte kaufen
Ein großer Verursacher des Insektensterbens ist die industrielle Landwirtschaft. Monokulturen bieten den Insekten keinen Lebensraum und keine Nahrung. Der Stickstoffüberschuss durch Düngung und Massentierhaltung und die Belastung aus einem massiven Pestizideinsatz tötet viele Insekten. In der industriellen Landwirtschaft wird z.B. beim Anbau von Kartoffeln die Pflanze acht mal mit bis zu zehn unterschiedlichen Pestiziden gespritzt.
In der Biolandwirtschaft hingegen werden die Acker nicht mit gefährlichen synthetischen Pestiziden und Düngern behandelt. Außerdem wirtschaften kleinere Bio-Höfe mit Fruchtwechsel oder auch Brachland. So ermöglichen sie eine Mischkultur auf dem Acker und unterstützen die Biodiversität. Hier finden Insekten einen vielfältigeren Lebensraum vor.
2. Tipp: Natürlichen Pflanzenschutz verwenden
Was für die industrielle Landwirtschaft gilt, sollte auch für den eigenen Garten gelten. Verzichten Sie auf künstliche Pflanzenschutzmittel. Verwenden sie natürliche Methoden zur Schädlingsbekämpfung. So hilft z.B. der Einsatz von Schmierseife gegen Blattläuse. Kaffeesatz und Tee sind ein wunderbarer Dünger. Sie weisen einen hohen Gehalt an Stickstoffen, Phosphor, Mineralstoffen und Kalium auf.
3. Tipp: Naturnahe Privatgärten
Der Anteil der Privatgärten an der Landesfläche beträgt 3%. Jedes Jahr verteilen die Deutschen 600 Tonnen Pestizide darin. Auch steril gestaltete Steingärten oder penibel gepflegte Rasen eignen sich nicht als Lebensraum für Insekten. Dazu stellen gefüllte Blüten wie z.B. Rosen, Geranien und Dahlien für Bienen keine Nahrung dar.
Wäre es nicht schön, wenn wieder Bienen, Schmetterlinge und Insekten ihren Garten bevölkern? Insekten helfen kann jeder! Dazu ist nicht immer viel Aufwand nötig. Hilfreiche Tipps zum Anlegen eines naturnahen Gartens finden sie in unserem Beitrag für mehr Artenvielfalt im Garten und https://www.neubiberg-for-future.de/artenvielfalt-im-garten sowie bei mein-schoener-garten.de und Utopia.de.
4. Tipp: Insektenhotels aufstellen
Mit einem Insektenhotel bieten Sie den Tieren einen Unterschlupf- und eine Nistmöglichkeit. Und keine Angst, die im Garten beheimateten Gäste werden sie nicht behelligen. Von den Tieren wie Florfliegen, Marienkäfern, Ohrwürmern und Schmetterlingen geht keine Gefahr aus. Auch die Schwebfliegen stechen nicht. Sie tarnen sich nur mit einem Wespen-Hinterteil, besitzen aber keinen Stachel.
5. Tipp: Nächtliches Licht im Garten ausknipsen
Die Mehrheit aller Insekten sind nachtaktiv und das Bestäubung findet während der Dämmerung und in der Nacht statt. Durch die zunehmende Lichtverschmutzung wie Straßenlampen, Werbeanzeigen aber auch durch Beleuchtung im Garten wird der Tag-Nacht-Rhythmus der Tiere empfindlich gestört. Viele Insekten verbrennen an den Lampen. Oder sie sterben aus Erschöpfung, weil sie die künstlichen Lichtquellen ohne Unterlass umkreisen. In einer Schweizer Studie* verzeichneten Wissenschaftler eine Verringerung der nächtlichen Bestäubungsleistung um 62%, wenn auf einer Almwiese eine Leuchte aufgestellt wurde.
Falls eine nächtliche Beleuchtung im Garten unumgänglich ist, achten sie auf die Lichtfarbe. Eine gelbliche Beleuchtung (warm weiß = 3000 Kelvin oder besser sogar 2.700 Kelvin) stört die Insekten weniger als bläuliches Licht.
Schaffen Sie mit dunklen Gärten, heimischen Pflanzen und ein wenig Unordnung im Garten einen Lebensraum, in dem sich die Tiere wieder aufhalten können, Nahrung finden um so einen Fortbestand für unsere Pflanzenwelt sichern.
Quellen:
*Artificial light at night as a new threat to pollination: https://www.nature.com/articles/nature23288
Künstliches Licht lenkt Insekten von Bestäubung ab: https://www.morgenpost.de/web-wissen/article211455865/Kuenstliches-Licht-lenkt-Insekten-von-Bestaeubung-ab.html
Die Vielfalt der Bestäuber: https://deutscherimkerbund.de/163-Bienen_Bestaeubung_Zahlen_die_zaehlen#:~:text=80%20Prozent%20aller%20heimischen%20Blütenpflanzen,10-%20bis%2015-fache.
Bienen als Bestäuber: https://deutscherimkerbund.de/163-Bienen_Bestaeubung_Zahlen_die_zaehlen#:~:text=80%20Prozent%20aller%20heimischen%20Blütenpflanzen,10-%20bis%2015-fache.
Naturgärten – Mehr Wildnis wagen! https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/garten/naturgaerten-anlegen-profi-tipps
Lichtverschmutzung und Insektensterben: warum das Thema jeden interessieren sollte und was zu tun ist: https://www.nabu-stuttgart.de/naturschutz-in-stuttgart/insekten/insekten-und-lichtverschmutzung/#gsc.tab=0
Insektenhotel-Standort: Der richtige Platz für Bienen und Co.: https://utopia.de/ratgeber/insektenhotel-standort-der-richtige-platz-fuer-bienen-und-co/
Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft: https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_65.pdf
Das große Insektensterben: Warum verschwinden die Insekten? https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/tiere/insekten/bedrohung/?utm_medium=startseiteutm_campaign%3DhormongiftcHash%3D3ec500b631b06e9a0c73672293f4fe9ecHash%3D55cfe898f9d14a279382a7bed710f252