Als am St.-Martinstag 2019 das „Fairschenken“-Regal in Neubiberg eingeweiht wurde, hätte selbst der größte Optimist wohl nicht mit einem derart durchschlagenden Erfolg dieses Konzepts gerechnet. Anlässlich des ersten Geburtstags ziehen die Initiatoren eine positive Bilanz. Das Prinzip: Jeder darf in das Fairschenken-Regal, das im Eingangsbereich des Edeka-Markts am S-Bahnhof Neubiberg steht, überschüssige Lebensmittel legen und diese somit verschenken, aber jeder darf sich auch selbst bedienen. Das Ganze geht von privat an privat.
Neben Obst und Gemüse finden sich hier auch immer wieder Backwaren, Fertig- und Kühlprodukte sowie Konserven. So lagen beispielsweise auch schon Dosen mit Gänseleberpastete und Hummersuppe im Regal – aber nur ganz kurz, denn auch hierfür hatte sich – wie praktisch immer – sehr schnell ein Abnehmer gefunden. Vermutlich waren da nicht alle Delikatessen in einem Präsentkorb nach dem Gusto des Beschenkten, aber durch das Fairschenken-Regal konnte sich ein anderer Mensch daran erfreuen, und die Lebensmittel wanderten nicht in die Tonne.
Die Projektgruppe „Tauschen, Teilen & Teilen“ der Ideenwerkstatt „Neubiberg for Future“ mit ihrem Fairschenken-Regal nicht nur unnötigen Müll vermeidet und die Umwelt schont, sondern auch eine echte Hilfe für bedürftigere Personen sein kann, zeigte ein handgeschriebener Zettel, der lang am Schwarzen Brett des Regals hing. Auf diesem Zettel hatte offensichtlich eine Person fortgeschrittenen Alters die Worte „Danke lieber Edeka, dass es dieses Regal gibt“ mit zitternder Hand geschrieben. Zwar hat der lokale Edeka-Markt mit der Initiative dieses Regals nichts zu tun, aber erst als Robin Hertscheck vom Edeka-Markt den Platz in seinem Supermarkt zur Verfügung stellte, konnte der AK Tauschen, Teilen & Fairtrade sein Fairschenken-Projekt nach langer und intensiver Standortsuche endlich in die Tat umsetzen. Da Hertscheck auch gleich noch einen Kühlschrank mit in das Regal integrierte und den Strom hierfür sponsert, ist auch das Fairschenken verderblicher Lebensmittel möglich. Die tägliche Reinigung des gesamten Regals übernehmen wiederum die ehrenamtlichen Helferinnen (leider immer noch keine Männer) des Arbeitskreises, die nach erledigter Arbeit ihre Tätigkeit exakt im Hygieneplan dokumentieren.
In einem Teil des Fairschenken-Regals sind auch immer wieder neuwertige oder bestens erhaltene Alltagsgegenstände zu finden: Von der Kindersonnenbrille über solide Einkaufstaschen mit Werbeaufdruck bis zum Dosenöffner. Auch hier funktioniert das Prinzip der Müllvermeidung. Schon nach einem Jahr steht somit fest, dass die Bevölkerung Neubibergs das Fairschenken-Regal vollumfänglich angenommen hat. Manche Menschen legen nur Sachen in das Regal, manche können nur nehmen, viele geben und nehmen, aber sehr viele machen aktiv mit. Und mit dem St.-Martinstag hat diese Idee des fairen Schenkens und Teilens den wohl besten Gründungstag überhaupt gewählt. Zum ersten Geburtstag legten die Mitglieder der Projektgruppe „Tauschen, Teilen & Fairtrade“ von Neubiberg for Future mehrmals am Tag Schokoladentäfelchen aus fairem Bio-Handel im Fairschenken-Regal nach – als Geschenk für alle, die mitmachen. Happy Birthday, Fairschenken-Regal!
Das Fairschenken-Regal
Die Abgabe erfolgt von privat an privat. Neben Obst und Gemüse sind auch originalverpackte Lebensmittel willkommen, deren Mindesthaltbarkeitsdatum auch abgelaufen sein kann, wenn sie noch gut sind. Der Arbeitskreis Tauschen, Teilen & Fairtrade freut sich zudem über weitere Helfer, die ihre Ideen für weitere Projekte, Zeit zum Pflegen des Regals etc. einbringen. Derzeit ist die männliche Bevölkerung in diesem Arbeitskreis noch sehr stark unterrepräsentiert. Weitere Auskünfte erteilt Ute Cox vom Amt für Kultur- und Gemeinschaftsförderung bei der Gemeinde Neubiberg. Sie ist unter Telefon 60 01 29 63 sowie per E-Mail unter ute.cox@neubiberg.de erreichbar.