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Schmetterlinge und andere Insekten erhalten

Das Insektensterben in Wäldern, auf Feldern und in Naturschutzgebieten schreitet voran. Die Masse der Fluginsekten nahm laut einer Studie in deutschen Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016 um 75 Prozent ab [1]. Dies ist für uns Menschen eine Katastrophe, weil wir auf bestäubende Insekten angewiesen sind. Ein mögliches Schreckensszenario: Bis Ende des Jahrhunderts sind Insekten ausgestorben, die Bestäubung muss von Hand erfolgen, ein Apfel wird zum Luxusartikel [2].

Wir leben in der Gartenstadt Neubiberg. Müssen wir da nicht ganz besonders auf den Erhalt der Insekten achten? Insbesondere, da Städte und Gemeinden zunehmend geeignete Habitate für Insekten darstellen.[3]. Unser aller Verhalten hat Einfluss auf die Biodiversität von Libellen, Hummeln und Artverwandten. Das bedeutet, dass wir alle aktiv mitwirken können, um die Artenvielfalt in der Gartenstadt Neubiberg zu erhalten und ausbauen. Nur so sichern wir eine Farbenpracht an blühenden Pflanzen und an Schmetterlingen für die nächsten Generationen.

Wir müssen uns bewusstwerden, dass wir auch nachts einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können. In der Stadt beeinflussen immer stärkere Lichtimmissionen nachtaktive Insekten und damit die Ökosysteme.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Licht, Menschen und Insekten?

Licht umgibt uns bei Tag und bei Nacht. Es ist selbstverständlich als natürliches Licht tagsüber und als elektrisches Licht in der Nacht. Die meisten von uns wissen nicht viel über die Auswirkungen von Licht auf Menschen und Tiere und denken nicht an die Energieverschwendung.

In Anbetracht der nötigen Energiesparmaßnahmen und dem Einhalt des Insektensterbens, ist es aber höchste Zeit auf Beleuchtungsalternativen umzusteigen. Zudem sollte die Beleuchtungsdauer verkürzt und in bestimmten Fällen ganz auf nächtliche Beleuchtung verzichtet werden. Oder anders gesagt: Wir brauchen das richtige Licht zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Wir Menschen sind Augentiere

Unsere innere Uhr richtet sich nach dem Lichtniveau der Umgebung und steuert mithilfe des Botenstoffs Melatonin unseren Tag-Nacht-Rhythmus. In den letzten Jahren hat die Wissenschaft die Auswirkung von Licht auf Menschen und Tiere viel besser verstanden. So zeichnete der Nobelpreis für Medizin und Physiologie 2017 Studienergebnisse aus, die erforschten, wie Licht unseren Körper beeinflusst [4]. Klar ist, Licht ist etwas Gutes, nur an der Dosis müssen wir nachbessern.

Licht und Insekten

Von den in Deutschland vorkommenden Insektenarten sind etwa 70 Prozent nachtaktiv [5].
Das Problem vieler nachtaktiver Insekten:

  • Lampen mit kaltweißem Licht und damit mit hohem Blauanteil zieht Insekten an.
  • Sie sehen noch bei unglaublich geringen Lichtstärken.
  • Insekten reagieren am stärksten auf Licht, das der Mensch gerade noch als violett wahrnimmt, aber auch auf kurzwellige UV-Strahlen, die für uns schon unsichtbar sind. Viele Lampen, die neben dem sichtbaren auch dieses UV-Licht ausstrahlen, ziehen deshalb Nachtfalter und andere Nachtinsekten besonders stark an und locken sie in riesigen Scharen aus ihren eigentlichen Lebensräumen heraus.

Das Fatale an der falschen Beleuchtung in der Nacht

Haben Insekten eine künstliche Lichtquelle entdeckt, umfliegen sie sie bis zur völligen Erschöpfung oder sie kollidieren mit der Lampe, werden angesengt und verletzen sich dabei tödlich. Wer vor Erschöpfung zusammengebrochen ist, fällt oft seinen Fressfeinden zum Opfer. Nachtjäger wie Spitzmäuse, Igel, Kröten, Laufkäfer und Spinnen haben mit den erschöpften Insekten leichtes Spiel. Bei Tagesanbruch räumen dann die Vögel unter den noch immer erstarrt verharrenden Insekten auf, die sich an Hauswänden ausruhen oder am Boden liegen. Ganze Insektenpopulationen können so in der Stadt in kurzer Zeit zusammenbrechen.

Haben Insekten überhaupt eine Bedeutung für uns in der Stadt?

Die ökologische Leistung der Insekten ist vielfältig und wird unterschätzt: Insekten sind unter anderem ein wichtiges Glied in der Nahrungskette, denken wir zum Beispiel als Futter für Vögel, sie dienen der biologischen Schädlingskontrolle, dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit oder der Gewässerreinigung [6].

Nachtfalter spielen als Bestäuber von Pflanzen eine wichtige, oft übersehene Rolle

Hummeln und Honigbienen sind zwar als Superbestäuber bekannt, zielen aber auch bevorzugt auf die produktivsten Nektar- und Pollenquellen ab. Nachtfalter besuchen zahlreiche Pflanzen, die auch von Bienen, Hummeln oder Tagfaltern angeflogen werden. Darüber hinaus steuern sie aber auch weniger beliebte Blütenpflanzen an. Ihr Pflanzennetzwerk ist insgesamt größer und komplexer als das von Bienen oder Tagfaltern [7]. Erschöpfte Insekten können dieses Bestäuben nicht mehr leisten.

Nachts in der Gartenstadt Neubiberg

Wer nachts um 23:30 Uhr durch Neubiberg fährt, sieht Erstaunliches: grelle Leuchtreklamen von Büros oder Ärzten, eine ganze Reihe von Schaufensterbeleuchtungen, breit leuchtende LED-Straßenleuchten, gleißende Parkplatzbeleuchtung, rundum strahlende Außenleuchten an Kindergärten, permanent eingeschaltete Leuchtstofflampen an der Tiefgarageneinfahrt, Haustürleuchten im Dauerstrom, hell erleuchtete Balkone und weiße Lichtkugeln im Garten.

Hilf mit Schmetterlinge und andere nützliche Insekten in Neubiberg zu schützen

Mitgedacht und Mitgemacht! Was können wir als Bürger:in konkret tun?Um die Insekten zu schützen und zugleich Energie zu sparen, raten wir zu folgenden Maßnahmen:

  • Auf unnötiges Licht im Außenraum verzichten
    Es mag hübsch aussehen, Bäume und Büsche nachts anzustrahlen, stört aber die nachtaktiven Insekten und ist Energieverschwendung
  • Zeitschaltuhren verwenden
    Oft sind die Rollläden bereits runtergelassen, aber man hat vergessen, die Gartenbeleuchtung auszuschalten
  • Bewegungsmelder nutzen
    Wer besonders auf Sicherheit bedacht ist, kann Bewegungsmelder einsetzen. Diese können mittlerweile so ausgerichtet werden, dass sie nicht bei jeder Katze aktiviert werden
  • Warmweißes LED-Licht einsetzen
    Die deutlich geringste Anlockwirkung zeigen warmweiße LED-Lampen. Die Lichtfarbe wird auf der Verpackung in Kelvin (K) angegeben. 2700 K hatte das warmweiße Licht der Glühlampe. 4000K erinnert an das kaltweiße Licht beim Zahnarzt.

  • Abstrahlwinkel der Leuchten eingrenzen

  • Keine „Himmelsstrahler“ nach oben ausrichten

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Insektensterben#cite_note-28, Absatz: Studien im deutschen Raum
[2] https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP16/Drucksachen/6000/16_6824_D.pdf
[3] https://idw-online.de/de/news788388
[4] https://www.spektrum.de/news/medizin-nobelpreis-fuer-die-innere-uhr/1507805
[5] https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/todesfalle-licht-insekten-sterben-massenweise-durch-naechtliche-beleuchtung
[6] https://www.licht.de/de/lichtthemen/licht-und-umwelt/artenschutz/
[7] https://www.tagesspiegel.de/wissen/motten-moegen-auch-die-nicht-so-leckeren-blueten-die-verkannte-rolle-der-nachtfalter-bei-der-bestaeubung/25838738.html