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Vögel füttern im Winter? Wenn ja, dann bitte richtig!

Dieses Jahr erleben wir in unseren Breiten noch einmal eine längere Phase mit Eis, Schnee und zeitweise strengem Frost. Da wollen viele von uns den Vögeln helfen, indem sie sie füttern. Doch ist das notwendig, brauchen die Vögel unser Futter, um zu überleben?

Dazu muss man wissen, dass ca. 80-90 % unserer heimischen Brutvogelarten gar nicht an die Futterhäuschen kommen. Sie haben ein anderes Nahrungsspektrum, meiden menschliche Siedlungen oder es sind Zugvögel. Gerade die Vogelarten, die in ihrem Bestand besonders bedroht sind, werden durch die Winterfütterungen praktisch nicht gefördert. Der starke Rückgang vieler Vogelarten ist nicht auf den Nahrungsengpass im Winter zurückzuführen, daran sind die Tiere seit Urzeiten angepasst. Vielmehr haben das zunehmende Schwinden sowie die Verschlechterung ihrer Lebensräume einen großen Einfluss auf die Reduktion.

Zusätzlich trägt die intensive Landwirtschaft mit Flurbereinigung, Pestizideinsatz und Monokulturen bei, aber auch der zunehmende Flächenverbrauch, das Verschwinden von Hecken, Rainen und Biotopen sowie die Bodenversiegelung und die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und Bebauung. Auch der massive Insektenschwund macht vielen Arten zu schaffen. Die Winterfütterung greift in den natürlichen Ausleseprozess ein. Werden schwache und kranke Tiere durch die Fütterung über den Winter gebracht, so konkurrieren sie im Frühjahr mit Artgenossen um knappes Nahrungsangebot und geeignete Brutplätze.

Doch jeder Gartenbesitzer kann schon auf kleinster Fläche ganzjährig viel für den Vogelschutz tun: Stauden und Disteln sollten im Herbst stehen gelassen werden. Darin überwintern diverse Insektenlarven – für viele Vögel ein wichtiger Nahrungsbestandteil. Außerdem sind Samen und Früchte von heimischen Pflanzen, Gehölzen sowie Laubhaufen ergiebige Futterquellen. Eine naturnahe Anpflanzung mit heimischen Gewächsen in den Gärten bietet vielen Vögel eine Lebensgrundlage. Noch besser, wenn auch Wildkräuter eine Chance haben und auf Pestizideinsatz verzichtet wird. In warmen, trockenen Sommern freuen sich viele Vögel über eine Tränke. Auch mit unserem Konsumverhalten können wir zu dem Erhalt von strukturreichen Landschaften beitragen: Der Kauf von saisonalen, regionalen und biologisch angebauten Produkten fördert den Schutz natürlicher Lebensräume für viele Tiere.

Gleichwohl ist es natürlich für uns interessant und es macht Spaß, die Vögel an den Futterstellen zu beobachten. Insbesondere Kinder und Jugendliche können dabei einen Zugang und Kontakt zur Natur aus nächster Nähe bekommen. Deshalb möchten viele von uns nicht ganz auf die Fütterung verzichten. Wenn auch Sie füttern, dann bitte richtig, d.h. es gilt Folgendes dabei zu beachten:

  • Richten Sie sichere Futterstellen ein, die für Katzen, Marder und andere Fressfeinde nicht erreichbar sind.
  • Halten Sie die Futterstellen regelmäßig sauber, da sich sonst Krankheiten und Keime verbreiten und die Vögel sich anstecken. Das Vogelfutter sollte daher auch nicht auf den Boden verteilt werden, da es sich hier mit Kot vermischen kann. Wir empfehlen die Verwendung von Futtersilos und die Einrichtung mehrerer kleiner Futterstellen.
  • Bitte verfüttern Sie keine Speisereste oder Brot, da Gewürze und Salz für Vögel schädlich sind und sogar zum Tod führen können.
  • Unterschiedliche Vogelarten benötigen unterschiedliches Futter: z. B. Amsel und Rotkehlchen bevorzugen Weichfutter wie Haferflocken, Rosinen, Apfelstücke, Hagebutten sowie Früchte von Weißdorn, Schlehen u.a. Andere Arten wie Meisen, Finken und Spatzen mögen Körner, wie Hanf, Sonnenblumen und Getreidekerne, gerne mit Talg als Fettbeigabe und als Energielieferant.
  • Haben Sie einmal mit der Fütterung angefangen, so sollten Sie diese auch bis zum Ende der winterlichen Witterung beibehalten, denn die Vögel gewöhnen sich an das regelmäßige Nahrungsangebot. Insbesondere nach kalten Nächten sind sie dann auf unser Futter angewiesen und können verenden, wenn sie nichts mehr vorfinden.

Die ganzjährige Fütterung ist selbst unter Experten umstritten, da sie eben stark in den natürlichen Ausleseprozess eingreift. Insbesondere in der Brutzeit ist es problematisch, da das Verdauungssystem der Jungvögel nur auf tierische Nahrung und Proteine (Insekten) eingestellt ist. Das Körnerfutter kann selbst bei körnerfressenden Vögeln zum Tod der Küken führen. Andererseits gibt es immer weniger Nahrungsinsekten. Aus diesem Grund kann spezielles Insektenfutter unseren Vögeln in der anstrengenden Zeit der Jungenaufzucht helfen, ihren Nachwuchs groß zu ziehen.

In der Regel, d.h. je nach Witterung, fangen die ersten Vögel bereits Mitte März mit dem Brüten an. Nach ungefähr  4-6 Wochen schlüpft dann der Nachwuchs. Die Zeit ist bis zum Flügge werden der Küken beträgt nochmal rund 5-6 Wochen. Manche Vogelarten brüten auch 2-3 Mal im Jahr, oder legen Eier nach, falls der erste Brutvorgang nicht funktioniert hat. Das Brut- und Füttergeschäft kann damit bis in den Juli hineingehen.

Wenn Sie diese Hinweise beachten, werden Sie viel Freude bei der Beobachtung der Vögel haben und die gefiederten Gesellen danken es Ihnen mit ihrem Wohlbefinden.

Vogelfutter im Winter